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Band 28; Katholische Milieubildung im Oberschlesischen Industriegebiet
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Gayda, Andreas (Verfasser)
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Verfasserangabe:
Andreas Gayda
Jahr:
2021
Verlag:
Münster, Aschendorff
Bandangabe:
Band 28
Mediengruppe:
Monographie
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Zweigstelle | Standorte | Status | Vorbestellungen | Frist | Bemerkungen |
Zweigstelle:
OLB
|
Standorte:
NR
7580
G285 / Freihandbereich
|
Status:
Ausleihbar
|
Vorbestellungen:
0
|
Frist:
|
Bemerkungen:
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Die Milieubildung im Oberschlesischen Industriegebiet erfolgte entlang einer Mixtur dreier Hauptkonfliktlinien europäischer Modernisierung („Cleavages“), die einander überlagernd und sich wechselseitig verstärkend Impulse für den Formierungsprozess entwickelten (Staat-Kirche-Konflikt: Machtdemonstration einer kirchenpolitischen Omnipotenz des Staates unter Missachtung religiöser Traditionen; Zentrum-Peripherie-Konflikt: angestrebte Standardisierung der vielfältigen Kulturen im Reich zu Lasten einer Regionalidentität; Arbeit-Kapital-Konflikt: Ausbeutung, Entfremdung und Sinnleere als Auswirkungen eines sozioökonomischen Transformationsprozesses). Einen katalysatorischen Effekt für den Milieubildungsprozess übte der Kulturkampf aus, der das Leben in Oberschlesien grundlegend prägte. Die neue preußische Gesetzgebung löste in weiten Teilen der Gesellschaft Empörung aus. Insbesondere eine Anordnung, die den Gebrauch der polnischen Sprache im schulischen Religionsunterricht einschränkte, stieß auf breiten Widerstand. Die preußischen Behörden änderten ihre Haltung nicht, was dazu führte, dass immer mehr Oberschlesier in einen Loyalitätskonflikt gerieten und sich allmählich von Preußen distanzierten. Ein weiteres Problem, das während der Zeit des Kulturkampfes auftrat, bestand darin, dass der preußische Staat den Bau neuer Kirchen in Oberschlesien nicht mehr finanziell unterstützte. Der gewaltigen pastoralen Unterversorgung und dem eklatanten Sicherheitsproblem begegneten die Pfarrkleriker mit einem breiten Aktionsbündnis aus engagierten Gläubigen, den Breslauer Bischöfen und lokalen Montanunternehmen, so dass Kirchen ohne staatliche Subventionen gebaut werden konnten. Diese erfolgreiche gemeinsame Anstrengung vertiefte den Gemeinschaftssinn in Zeiten der Anfechtung und Bedrängnis. Ein weiteres Konfliktfeld bildete die Beschränkung der Pilgerfahrten in Oberschlesien durch preußische Behörden. Die empörten Einwohner ließen sich nicht einschüchtern und fanden mit List Wege, die Pilgerfahrten zu organisieren, wobei sie die Strafandrohungen ignorierten. Engagierte Laien übernahmen die organisatorische Initiative, woraufhin die staatlichen Verbote scheiterten. Die traditionelle Volksfrömmigkeit nahm ein neues Gesicht an und veränderte ihre Bedeutung. Wallfahrtsorte nahmen den Charakter von Zentren für die Verteidigung der Menschenwürde und die Sehnsucht nach sozialer Gerechtigkeit an. Das Gebet wurde zur Quelle eines tiefen Lebenssinns. Zu Beginn der Kulturkampfperiode fand die altkatholische Kirche in Gleiwitz und Kattowitz eine anfängliche Resonanz. Dem Altkatholizismus gelang es jedoch nicht, in Oberschlesien breitenwirksam Fuß zu fassen, weil er den Heiligenkult, die Marienverehrung und Wallfahrten ablehnte. Vor allem Frauen im Bündnis mit dem Klerus verhinderten die Ausbreitung des Altkatholizismus. Infolge der industriellen Revolution und ihrer Folgen stand die Geistlichkeit im oberschlesischen Industriebezirk vor einer neuen ernsthaften Herausforderung. Armut und soziale Ungerechtigkeit waren enorm. Es galt, grundlegende Menschenrechte zu wahren. In dieser schwierigen Situation versuchte der Klerus, den Zugang junger Menschen zu Bildung zu verbessern, er half den Armen, den Kranken und den Menschen am Rande der Gesellschaft. Nationalistisches Denken spielte bei diesen Bemühungen keine Rolle. Im Zentrum der Aktivitäten des Klerus stand die Seelsorge. Die Erfahrungen aus dem Kampf gegen den Kulturkampf stärkten den Gemeinschaftssinn der oberschlesischen Katholiken. Allmählich bildete sich eine neue spezifische Lebensform und Gesinnungsgemeinschaft heraus: das katholische Milieu. Im Laufe der Zeit untergruben die zunehmenden Nationalitätenkonflikte die Grundlagen dieser Gemeinschaft. Ihre Auswirkungen erwiesen sich als katastrophal für Oberschlesien und seine Bevölkerung.
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Verfasserangabe:
Andreas Gayda
Jahr:
2021
Verlag:
Münster, Aschendorff
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Band 28
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Systematik:
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NR 7580
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ISBN:
9783402101865
2. ISBN:
3402101866
Beschreibung:
612 Seiten
Schlagwortketten:
Sprache:
Deutsch
Fußnote:
Quellen- und Literaturverzeichnis: Seite 527-596
Mediengruppe:
Monographie